Ev.-luth. Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook


Allermöher Deich 97
21037 Hamburg
Büro: Tel. 737 28 24


Internetseite der Gemeinde:
www.kirche-allermoehe.de


Karte

 

- Erste Erwähnungen
- Glockenturm
- Altar und Kanzel
- Renovierung 1900
- Sehenswerte Glasfenster
- Ausmalung der Kirche
- Die Orgeln
- Letzte Renovierungen
- TIPPs

Luftbild

,,ANNO 1611 IS DISSE KERCKE GEBWT GODT TH0 EHREN UNDE DEM KASPEL THOM BESTEN- ALSE DOMALS GEWESEN M. ALBERTUS WICHGREVE HAM(burg) PASTOR DE KERKSWAREN JOCHIM GLADIATOR. HERMAN ODEMAN. HERMAN VAN HACHTE HERME REISTORP"

So steht es auf einer Sandsteintafel an der Südseite der Kirche. Die offizielle Einweihung fand allerdings erst am 2. Februar 1614 statt, als der Altar von Hein Baxmann aufgestellt war. Die neuerrichtete Kirche war nicht die erste in Allerrnöhe: Eine alte Urkunde von 1331 erwähnt den Verkauf von Kirchenglocken aus Allermöhe, Billwerder und Moorfleet, um sturmflutgeschädigte Deiche reparieren zu können.

Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook

 

 

Erste Erwähnungen

In einer noch ältere Urkunde von 1162 ist von ,,Pfarrkindern" ,,Anremuthes und ,,Ragits" (d. h. Allermöhe und Reitbrook) die Rede, allerdings nicht von einer Kirche. So bleiben die Anfänge des Kirchspiels im dunkeln.

Dagegen sind wir über den Abriss der alten, nach dem Apostel Petrus genannten Kirche 1611 und den Verlauf der Arbeiten bis zur Einweihung der nun der ,,hochgelaueden unde hilligen Dreyfoldicheit" geweihten Kirche gut informiert. Denn 1615 veröffentlicht der damalige Pastor M. Albert Wichgreve eine Schrift mit dem Titel ,,Encaenia Allermodiana". Sie enthält neben der Einweihungspredigt und dem Ablauf der Feierlichkeiten eine ausführliche Vorrede über den Verlauf der Arbeiten von 1611-1614.

PredigtKirchturm

Das heutige Kirchengebäude ein einschifffiger Backsteinfachwerkbau mit polygonalem Chor, erforderte im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Renovierungen. Weitere Tafeln an der Südseite berichten von zwei großen Reparaturen 1724 und 1750. Aus dieser Zeit stammt auch der markante Dachüberstand an Chor- und Südseite.

Haase 1889Haase 1987

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Glockenturm

Aus der Zeit der alten Petrus-Kirche stammen noch der hölzerne Glockenturm. In diesem ältesten Bauwerk der Marschlande hängen drei Bronzeglocken. Es sind die "Osanna" von 1483, eine sog. "Bieber-Glocke" (eine alte Beet- und Bußglocke) von 1735 und die 1994 gegossene "Schalom".? Neben der Kirche, beim Ehrenmal der Gefallenen des Krieges 1914-1918, haben seit 1994 die zwei alten Eisenglocken, die die Kirche 1925 als Ersatz für die im Ersten Weltkrieg abgelieferte Bieber-Glocke angeschafft hatte, Platz gefunden.

AL GlockenAL Glocken

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Altar und Kanzel

Nachdem, wie Pastor Wichgreve zur Einweihnung der neuen Kirche am 2.Febr. 1614 berichtet, ,,dat olde Papistische Altar ys removeret" - der alte katholische Altar also aus der Kirche entfernt worden war, trat 1614 der von dem Hamburger Bildschnitzer Hein Baxmann gefertigte Altar an seine Stelle. Sein Kernstück ist der Mittelteil mit einer Kreuzigungsdarstellung und zwei Flügeln, die Szenen aus dem Alten Testament (links vom Betrachter) und dem Neuen Testament (rechts) zeigen. Auf den Flügelrückseiten sind Bilder der zwölf kleinen Propheten zu sehen. Umrahmt ist dieser Teil von barockem Zierrat und Schmuckleisten mit Wappen und Namen der Stifter.

Al Kirche

Ein Aufsatz über dem Mittelteil mit einer Darstellung des Jüngsten Gerichts stammt wahrscheinlich aus der Baxmann-Werkstatt, die Figur des auferstandenen Christus mit der Siegesfahne auf der Spitze mit ziemlicher Sicherheit von einem unbekannten Bergedorfer Bildschnitzer aus dem Jahre 1640. Neben dem Aufsatz steht links die Figur des Mose und rechts die des Täufers Johannes. 1951 wurde der im Krieg ausgelagerte Altar von dem Hamburger Faßmaler und Vergolder Fred Ther gründlich renoviert und durch die Hinzufügung einer Predella mit einem Abendmahlsbild von Max Grunwald (1953)
angehoben.

Al Kirche

Die Kanzel, früher an der Mitte der Südwand, steht heute im Altarraum. Sie ist zwar der 1910 verbrannten Baxmann-Kanzel nachgebildet, aber es fehlen ihr die schönen geschnitzten Bilder am Treppenaufgang und Kanzelkorb, wie wir sie heute noch in Moorfleet und besonders in Ochsenwerder bewundern können. Die heutigen Bilder an der Kanzel stammen von dem Maler Willi Langbein.

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Renovierung 1900

Eine weitere große Renovierung fand 1900/1901 statt. Aufgrund des schlechten Bauzustandes hatten sich Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Stimmen in der Gemeinde erhoben, die statt einer neuerlichen Reparatur den Abriss der Kirche und einen Neubau forderten. Man verhandelte mit dem Kirchenrat in Hamburg, besichtigte auswärtige Kirchen und entwarf schon Pläne für den Neubau. Glücklicherweise beendete der Kirchenrat die jahrelange Diskussion schließlich mit der Entscheidung für eine umfangreiche Renovierung der alten Kirche. In diesem Zusammenhang ist auch ein Mann zu nennen, der sich beharrlich und zäh allen Abrissplänen widersetzte: Justus Brinckmann, damals zuständige Denkmalpfleger für das Hamburgische Landgebiet.

Grundriss

Mitte 1900 begannen die Arbeiten mit der Ausräumung der Kirche. Bis auf den Baxmann-Altar wurde das gesamte Inventar - das waren: Gestühl, Kanzel, Orgel, Kronleuchter, Bilder etc - in das nebenstehende strohgedeckte Pfarrhaus von 1718 ausgelagert. Dann aber kam es am 27. Juni 1900 zu einer Katastrophe: Aus nie ganz geklärter Ursache brach Feuer im Pastorat aus und vernichtete neben dem Pfarrhof und weiteren Gebäuden in der Nachbarschaft alle ausgelagerten Gegenstände der Kirche. Zwar ging trotz dieses unermesslichen Schadens die Renovierung des Kirchgebäudes planmäßig weiter, aber die Neubeschaffung des Inventars stellte die Gemeinde vor große Probleme, die sie bis in die 1950er Jahre beschäftigten (so erhielt z. B. erst 1957 der Maler Max Grunwald den Auftrag für zehn Bilder an der Orgelempore).

AL KircheAL Pastorat

Wie eine Fügung will es erscheinen, dass die Kirche erstmalig in ihrer Geschichte wenige Wochen vor dem Brand fotografiert worden war und diese Bilder bis heute erhalten sind. Sie vermitteln nicht nur einen guten Eindruck des alten Innenraumes, sondern haben auch dann den Bauherren bei der Neueinrichtung geholfen. So ist z.B. die heutige Kanzel der alten von Baxmann nachempfunden. Schließlich ergänzen die SW-Fotos die sehr genaue Beschreibung Pastor C. W. Stuhlmanns (von 1841).

KanzelKanzel

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Sehenswerte Glasfenster

Der alte Brauch des Stiftens von Fenstern für einen Umbau oder einen Jubiläumsanlass ist in der Allermöher Kirche Anfang des 20. Jahrhunderts wieder lebendig geworden. So befinden sich hier in der Dreieinigkeitskirche mehrere kunstvolle, teilweise mit Wappen gezierte Buntglasfenster. In einem vierteiliegen Fenster ist auf dem Spruchband zu lesen: ,,Die baufällige Kirche und die innere Einrichtung letztere am 6. Juni 1900 bis auf den Altar vom Feuer zerstört wurde im Jahre 1900 und1901 von dem Architekten Hugo Groothof in Hamburg wiederhergestellt. Bei der malerischen Ausstattung leistete Prof. Paul Düyffcke in Hamburg künstlerischen Beistand."

GlasfensterGlasfenster

Weitere aus dem Jahre 1901 gaben Conrad Hermann Schemmann, Senator der Freien und Hansestadt Hamburg, Landherr der Marschlande und Präsidalmitglied des Kirchenvorstandes sowie Dr. John. Friedr. Voigt, der von 1861 bis 1901 Beamter für die hamburgischen Marschlande war. Andere Fensterscheiben widmete z.B. 1903 die Familie des Landvogts Odemann. Beachtenswert sind auch die drei großen Jugendstilfenster, eingebaut 1914 anlässlich des 300jährigen Jubiläums; sie entstanden in der Glasmalerei-Anstalt John Nickelsen in Hamburg. Und ein ähnliches Fenster stiftete Senator Strande. Auch gibt es seit 1937 in der Dreieinigkeitskirche ein ,,Doctor Martin Luther "-Fenster.

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Ausmalung der Kirche

1929 beschloss der Kirchenvorstand eine gründliche Neuausmalung der Kirche. Die Gesamtleitung hatte der Elrnschenhagener Kunstmaler Langbein. Er schuf unter anderem im alten Stil die vierzehn 2 X 3 m großen Gemälde über den Fenstern in der Nord- und Südhohlkehle des Tonnengewölbes. Sie bilden mit den überlieferten Bildern in der Altarhohlkehle, den vier Evangelisten und dem Salvator Mundi, eine küstlerische Einheit.

Ausmalung der KircheAusmalung der Kirche

Hinweis: Mehr Informationen zu Person + Werk der Maler Grunwald und Langbein in der Jubiläumsschrift von 2014.

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Die Orgel

Eine Inschrift am Hauptbalken des Orgellektors gibt folgende Auskunft: ,,Anno 1637 ist disse Orgel gebuwet Godt tho Ehren und dem Kaspel zum Besten..." Also 23 Jahre nach der Einweihung erhielt die Dreieinigkeitskirche ihre erste Orgel. Gebaut wurde sie von dem sächsischen Orgelbaumeister Gottfried Fritsche (Fritz) aus Meissen. Diese Orgel fiel ebenfalls 1900 dem Brand zum Opfer. 1906 wurde die zweite Orgel der Kirche eingeweiht. Ihr Erbauer war Paul Rother aus Hamburg.

Orgel

Nach mehr als sechs Jahrzehnten war sie so reparaturanfällig und damit unbespielbar geworden, dass der Kirchenvorstand die Orgelbaufirma Alfred Führer (Wilhelmshaven), mit dem Neubau einer Orgel unter Verwendung des alten Gehäuses beauftragte.
Am 22. Oktober 1972 wurde diese nunmehr dritte Orgel der Gemeinde in einem Festgottesdienst übergeben.

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Letzte Renovierungen

Die letzte große Renovierung fand 1985-88 statt. Der bedenkliche Zustand zahlreicher z. T. tragender Balken im Fachwerk machte die Erneuerung des ganzen Westgiebels, von Teilen der Nordseite und des Chores, wie auch einiger Balken in den Türbereichen und des dazugehörigen Mauerwerks notwendig.
Eine wichtige Aufgabe in den letzten Jahren war die Gesamtsanierung der Allermöher Kirche: So war 2001 an der Westwand ein Insektenbefall festgestellt worden. Fachleute durchleuchteten diese und andere Mauern und stellten die Höhe des Sanierungsbedarfs fest. Mit phantasievollen Aktionen wurden Spenden gesammelt oder Benefiz-Veranstaltungsreihen ins Leben gerufen, um diese Sanierung zu finanzieren. Auch ein "freiwilliges Kirchgeld" wurde eingeführt. Dank der Unterstützung durch Stiftungen wie z.B. der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und durch eine Zuwendung durch den damaligen Kirchenkreis Mitte-Bergedorf konnte 2005 der Abschluss der Außensanierung gefeiert werden. Aber es geht weiter: 2013 wurden erste Restaurierungsarbeiten an den von Willi Langbein 1930 geschaffenen Gemälde im Bereich der Deckenhohlkehle durchgeführt; auch der Baxmann-Altar muss gesäubert werden.

AL Kirche

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TIPP 1:

Anlässlich "400 Jahre Dreieinigkeitskirche Allermöhe-Reitbrook" erschien 2014 eine reich illustrierte Jubiläumsschrift (40 Seiten); diese kann vor Ort erworben werden.

 

TIPP 2:

Außerdem gibt es eine kleines Faltblatt mit Informationen zur Kirche.

Heft

download Hier der Falter als PDF-Datei > DATEI: ALfalter2014-lang.pdf (1,7 MB)

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