Die Tracht der Vierländer

Die alten Vierländer Trachten sieht man alljährlich bei den Freiluft-Festveranstaltungen mit Auftritten örtlicher und fremder Trachtengruppen.
So sind sie spätestens beim schon traditionellen Vierländer Erntedankumzug in Kirchwerder wieder zu sehen.

Die erhaltenen Vierländer Männer- und Frauentrachten zeigen einen reichhaltigen und ausdrucksstarken Silberschmuck. Zahlreiche Silberknöpfe finden wir als Verzierungen an der kurzen braunen Männerjacke, an deren Vorderkante, den Ärmeln sowie den farbigen Alltagswesten und sehr große Silberknöpfe an der Pumphose. Diese „Büx“ war aus schwarzem Tuch, englischem Leder und später aus Manchester. Im Anfang trugen die Männer einen breitrandigen Hut, ähnlich dem Zimmermannshut. Von ca. 1830 an , aber zum Teil auch etwas früher, trugen sie wie die Hamburger Kaufleute einen Zylinderhut.

Die Vierländer Frauentracht besitzt als beachtenswerte Besonderheit eine eng anliegende Jacke, die einen spitz-ovalen Ausschnitt hat, der einen reichen Brustschmuck und die metallene Stickerei des Brustlatzes freiläßt. Die Weste wird mit einer Spange geschlossen. Der Schmuck ist durchweg eine Filigranarbeit, die auf eine andersfarbige, meist vergoldete Metallplatte aufgelegt ist. Die Ärmel der kurzen Überjacke und die Schließe vor der Brust tragen als Schmuck silberne Knöpfe. Die Schürzenoberteile und die Unterärmel der Überjacke sind mit der landschaftstypischen Stickerei ausgestattet. Das Besondere der Vierländer Frauentracht ist die eng anliegende schwarze Haube, deren Hutbänder sich im Nacken zu zwei schwarzen Flügeln versteifen. Über dieser Haube wird der Strohhut getragen, dessen Kopfteilbereich niedriger liegt als die dachartig gewölbte Krempe. Getragen wurde er damals von Ostern bis Michaelis, d.h. bis zum 29. September.

Ergänzend zu den hier kurz beschriebenen Männer- und Frauentrachten gab es noch weitere Trachtenstücke für den Kirchgang, die Hochzeit, die Beerdigung und andere Anlässe. Auch die Kinder hatten eigene Trachtenstücke. Um 1915 trugen nur noch wenige Frauen ihre Tracht und etliche Jahre später war sie ganz aus dem Alltag verschwunden.

Heute wird die alte farbenprächtige Vierländer Tracht nur noch bei Trachtenfesten oder bei besonderen Anlässen aus den großen Intarsientruhen hervorgeholt. Diese Trachtenstücke sind dann oft über 100 Jahre alt und in den Familien weitervererbt worden. Seit 1950 bewahren die “Vierländer Trachtengruppe” und seit 1964 “De Vierländer Speeldeel” mit Volkstänzen, plattdeutschem Liedgut und anderen Festauftritten das Verständnis für dieVierländer Volkstracht aus dem 19. Jh. Damit sind sie als Boten der Vierlande bei vielen Festveranstaltungen in Hamburg und dem Umland zu Gast. Schauen Sie doch mal zu, wenn sie die alten Rundtänze aufführen!