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Das heutige Bergedorfer Schloss ist ein verhältnismäßig
junger Bau. Kein Stein stammt noch aus der Zeit der Gründung. |
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Wann das Bergedorfer Schloss erbaut ist, lässt sich urkundlich nicht genau belegen. Doch ist als sicher anzunehmen, dass kurz nach 1200 ein erstes "festes Haus" an der heutigen Stelle entstand. Wobei es auch Forscher gibt, die die Entstehung des "Hauses Bergedorf" auf die Zeit um 1300 legen (?). Das Kirchspiel und somit der Ort Bergedorf ist aber bereits 1162 durch Urkunden belegt. Siehe dazu unter > www.bergedorf-chronik.de > 1162 (PC-Version) Von 1201 bis 1227 war Nordelbien, also Stormarn und Südslavenburg, in dänischer Hand. Als Beauftragter des Dänenkönigs Waldemar war sein Neffe Albrecht von Orlamünde als Graf dieses Gebietes eingesetzt. Er ließ 1208 die Bille abdämmen, eine "Staatliche Kornwassermühle" errichten und wird die Wasserburg Bergedorf gebaut haben, wenngleich er auch in keiner Urkunde als Erbauer genannt wird. Das "Haus Bergedorf" wird urkundlich 1217 erstmalig erwähnt; 1224 stellt Albrecht von Orlamünde in Bergedorf eine Urkunde aus. Das Haus "Bergerdorp", wie es in alten Urkunden heißt, ist immer als Burgplatz im Besitz des Fürstengeschlechts gewesen, nie (!) war es Eigentum eines Ritters oder gar Raubritters, wie etwa das Haus Kuddewörde am Billeübergang bei Grande. |
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Als im Jahre 1420 die Städte Lübeck und Hamburg das "Haus
Bergedorf" eroberten, wird das damalige Schloss sicherlich stark
gelitten haben. Schreibt hierzu doch der Lübecker Heerführer
an den Rat der Stadt Lübeck: "... und dann griffen wir das Schloß
mit unseren Büchsen an, von vorne und von der Seite, dabei unser
größtes Geschütz und etliche Lotbüchsen zerbrochen,
und haben wir uns von den Hamburgern ein anderes Geschütz geliehen.
Nun wollen wir uns des Besten versehen, aber die (die Lauenburger) haben
das Schloß zumal stark verbollwerkt und wehren sich tapfer, und
haben wir bei unseren Leuten Tote und viele Verwundete." Hamburgs ältester Grabstein steht in Bergedorf In den letzten Kriegstagen 1945 sollte der historische Stein noch sichergestellt werden. Der morsche Stein zerbrach aber bei der Abnahme von der Wand. Die Bruchstücke konnte der damalige Leiter der Heimatsammlung des Bergedorfer Bürgervereins sicherstellen. Nach 1950 wurden die Bruchstücke ans Museum für Hamburgische Geschichte gegeben; dort wurden die einzelnen Teile vorbildlich zusammengefügt. So stand der Originalstein etliche Jahre im Museum am Holstenwall neben anderen Erinnerungsstücken an die Hansezeit. Einen Abguss erhielt Bergedorf; der wurde im damals noch vorhandenen Schlosstor aufgestellt. Seit 2002 befindet sich der Original-Stein wieder im Museum für Bergedorf und die Vierlande.
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Die von Hans Frese 1593 fertig gestellte lang gestreckte Bergedorf-Karte
(erste zeichnerische Darstellung des Städtchens und des Geesthanggebiets)
zeigt den Dreiflügelbau des Amtssitzes mit einem leicht vorgezogenen
Turm. Offen ist er noch zum Städtchen hin; weiter sieht man drei
Türme auf dem Außenwall. Die sog. Lüneburger Karte - entstanden eher um 1615 und nicht 1607!
- zeigt den Nordflügel als Mittelbau, flankiert vom Ostflügel,
dem eigentlichen "Herrenhaus" und dem Turm in der Nordwest-Ecke
sowie den anschließenden Westbau. Eine Baunachricht über den Westbau von 1610 lässt in ihrem
Wortlaut erkennen, dass es sich hier um die Erneuerung eines bereits vorhandenen
Baues handelt! 1613 soll der "blaue Turm mit Wall und Graben"
instand gesetzt werden, heißt es dort. Vor dem Schloss, gegenüber
der St. Petri-und Pauli-Kirche auf dem heutigen Grundstück des Gemeindehauses,
wurde 1616 ein sog. Pforthaus errichtet. Das alte Foto zeigt das 1890
abgebrochene Pforthaus; die Zeichnung von Hermann Haase dessen verzierten
Balkenköpfe (Knaggen); erstellt 1887.
1661 erhielt dann, mit dem Bau des Fachwerk-Südflügels, das
Schloss seine heutige Grundform. Auf der Hofseite ist das Fachwerk noch
fast vollständig erhalten. Die Balkeninschrift weist u.a. auf das
Baujahr hin:
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Schon im Laufe des 18. Jh. war der Bau seines Festungscharakters mehr
und mehr entkleidet worden. Auf und an den Wällen waren Gartenanlagen
hergestellt und nach 1804/05 ein Teil der westliche Wall abgetragen und
mit der Erde wurde der äußere Graben zugeschüttet; die
heutige große Grasfläche vorm Schloss geht auf diese Zeit zurück.
Die beiden Amtverswalter, die nach der Franzosenzeit auf dem Schloss wohnten,
Dr. Lindenberg aus Lübeck und Dr. Kaufmann aus Hamburg, haben die
Anlagen in ihren Zeiten nach besten Kräften gepflegt. Erschwerend
kam hinzu, dass 1817 ein Teil des großen Hauptturms einstürzte
und der Rest abgetragen werden musste. Mit dem Mauerschutt wurde ein Damm
an Stelle der beiden Zugbrücken geschüttet. 1817 wurde ein weiterer
Teil des Walles beseitigt und ein Graben mit Erde und Mauerschutt zugeschüttet,
später die übrigen Wälle in Gartenanlagen umgewandelt. Für die Zeit nach 1830 schildert uns Friedrich Stoffert die Beschaffenheit
des Amtssitzes in seinen "Jugenderinnerungen". Damals erhielt
er mit den Kindern des Amtsverwalters Dr. Lindenberg Privatunterricht
im Schloss. Stoffert schreibt: "Das alte Schloß, mit dem damals
ziemlich verwahrlosten Schloßgarten, bildete den Tummelplatz unserer
täglichen Spiele. Selbst in der Zeit, da wir nicht zum Unterricht
kamen, betrachteten wir Schloß und Park als unser Heim." Zu
jener Zeit war das Schloss noch nicht restauriert. Die Giebel zeigten
noch die alte geschwungene Form, die später der Stufenform weichen
musste. Die Bauarbeiten lagen damals in Händen des Baumeisters Burmester
und des Hausvogts Bevers. Sie kannten nicht den Respekt vor dem historisch
gewordenen Baukörper.
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Im Ostflügel wurde 1901/03 das Landherrenzimmer im Vierländer-Stil
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