Der Innenraum der St. Petri und Pauli-Kirche ist ein typischer
einschiffiger Saalbau mit Eingangsschiff. Pastor Georg Behrmann (hier
tätig:1911-1946) beschrieb 1921 den Innenraum wie folgt: ,,Vier Türen,
zwei an der Südseite, eine im Chor und eine an der Nordseite, führen
in das Innere der Kirche. Die Wände des 30,30 m langen und 10,25
m breiten Mittelschiffs werden von mächtigen Querbalken gestützt
und tragen eine schlichte Holzdecke, die über dem Chorraum in blauem
Ton gehalten und mit Sternen verziert ist, im übrigen von Dorén
mit wenig geschmackvollen bunten Ornamenten versehen wurde.
An der Nordseite zieht sich eine Empore entlang, unter der sich jene eigenartigen
vier Kirchenstühle (Lauben-Anbauten) befinden, die früher Sondereigentum
bestimmter Bergedorfer Familien waren. Das Querschiff, das fast quadratische
Form (8,75 zu 8,62 m) hat, besitzt gleichfalls eine Empore; auch der Chor
wird hinter dem Altar durch eine Empore, den sog. Lehrerboden, abgeschlossen.
Eine vierte Empore befindet sich zur Rechten der Orgel.
Eine Besonderheit: Erst um 1896 wurden von den "angestammten Bergedorfern"
die ersten 60 Bankplätze für Neubürger ,,freigegeben"
und mit einem ,,K" gekennzeichnet!
Innenraum
Der 1662 durch Bürgermeister Klaus Petersen (1659-
1665) als Stiftung seines Bruders, des Hamburger Syndikus Dr. Joachim
Petersen (gest. 1658 oder 1660) aufgestellte barocke Altar stand noch
bis zur Renovierung 1956 frei vor dem fünfeckigen Chorschluss. Das
Altarbild der Kreuzigung Christi mit den Schachern und die darunter befindliche
Abendmahls-Szene stammen von dem Hamburger Maler Gerd Dittmers. Unter
den Assistenzfiguren der Kreuzigung sind zeitgenössische Porträts
zu finden. So hat der Geistliche Ähnlichkeit mit dem damaligen Nachmittagsprediger
Joh. Corthum, und die am Kreuz stehenden Figuren könnten Klaus Petersen
und seine Frau Katharina darstellen. Der Altar wird von den Figuren Mose
mit den Gebotstafeln und Aaron mit dem Raucherfaß flankiert. Über
dem Bogen weisen Engel auf den auferstandenen Christus mit der Siegesfahne
hin.
Innenraum
Zur Linken des Altars steht das mit dem farbig gefassten
Hamburger Staatswappen verzierte Gestühl, das früher in erster
Linie für Vertreter des hamburgischen Senates, den Landherren zu
Bergedorf, bestimmt war und deshalb als sogenannter Amts- oder Landherrenstuhl
bezeichnet wird.
An der Ecke, die durch das Haupt- und das Querschiff gebildet
wird, steht die 1586 von Magdalena von Stiten, der Frau eines Bergedorfer
Amtmanns, gestiftete Kanzel. Die vier geschnitzten und farbig gefaßten
Reliefs am Kanzelkorb zeigen die Kreuzigung, die Auferstehung, die Himmelfahrt
Christi und die Wappentafel der Stifterin mit der Inschrift: ,,Anno 1586
hadt die Erbar und viel dugentsame Magdalena Hern Frantze von Sdten Haubtmane
auf Bargerdorf. Ehliche hausfraue Gott zu Ehren diesen predigtstuhl der
Kirchen verehret".
Der Lübecker Ratsherr Gerhard Grensin schenkte der Kirche, zum Ende
seiner Amtszeit als Amtmann auf Schloss Bergedorf, 1602 zur Kanzel den
fehlenden Schalldeckel. An der Rückseite der Kanzel befand sich früher
eine Sanduhr mit vier Gläsern, die beim Predigen benutzt wurde.
Im Altarraum steht die Taufe aus dem Jahre 1938, in die zwei holzgeschnittene
Reliefs aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einbezogen sind.
Sie zeigen die Anbetung durch die Hirten und die Anbetung durch die heiligen
drei Könige. Die farbig gefaßten Reliefs stammen aus der gleichen
Zeit wie die Kanzelreliefs; sie sind aber qualitätsvoller als diese.
Innenraum um 1930
Beim Betreten der St. Petri und Pauli-Kirche fallen dem
Besucher sogleich die zahlreichen Emporenbilder auf, die im Zusammenspiel
mit den gedeckten warmen Farbtonen der Brüstungen, Stander und Balken
den Eindruck eines harmonischen Innenraumes vermitteln.
An der Empore im Eingangsschiff befinden sich zwölf Motive (17. Jh.)
zur Passionsgeschichte und an der Hauptempore neben der Orgel hangt ein
großes Ölbild von 1679, das die Versöhnung Jakobs mit
Esau darstellt, dann folgen zehn Motive aus dem Alten Testament, die 1680
entstanden. Zu den Seiten des Altars sind je fünf Szenenaus dem Neuen
Testament dargestellt. Diese farbigen Emporenbilder wurden im Jahre 1897
abgenommen und erst im Jahre 1926 restauriert und wieder angebracht.
An der Nordseite, über dem Landherrengestühl,
hängt das Epitaph für den Amtsverwalter Johannes Reimbold (1677-1713)
und im Querschiff ein Epitaph für Pastor Caspar Wringer (1632-1710).
Bildnisse ehemaliger Pastoren und Nachmittagsprediger wie Andreas Falkenberg,
Joh. Corthum, Joachim und Gerhard Corthum, C. Johannsen, Chr. Vermehren,
Ferd. Holm, Ernst Blunk und Georg Behrmann schmucken die Wände der
Kirche.
Etliche interessante kirchliche Altertümer der St.
Petri und Pauli-Kirche erhielt, im Anschluss an Renovierungen, um 1920
die Heimatsammlung des Bergediorfer Bürgervereins und 1956 das Bergedorfer
Museum als Ausstellungsstücke zur Stadt- und Kirchengeschichte.
Oblatendose
Sammelbeede
Im Vorgriff auf die für 1962 geplante große
800-Jahr-Feier Bergedorfs wurde 1956/57 eine umfassende Renovierung des
Kircheninnenraumes mit Umbauten im Altarbereich vorgenommen. Ergänzend
hierzu erhielt die Kirche 1958 vierzehn vom Neuengammer Tischler Günther
Dahm gefertigte Vierländer Intarsienstühle, die bei Taufen und
Trauungen in den Altarraum gerückt werden.
1962 stand dann die St. Petri und Pauli-Kirche im Mittelpunkt
der Heimatwoche. Dabei wurde die neue dreißig Register umfassende
Alfred-Führer-Orgel eingeweiht. Sie ersetzte die umgebaute Orgel
von 1856. Aber schon im Jahre 1593 hatte die Kirchengemeinde als erste
Orgel für Bergedorf ein älteres Positiv aus dem Hamburger Johanniskloster
erworben!
2006 fand eine große gemeindliche Spendenaktion statt, um eine Orgelrestaurierung
durchführen zu können.
Innenraum
Taufebecken Detail
Neben dem Kanzelaufgang hängt das 1983 vom langjährigen
Gemeindediakon Edgar Rieß geschaffene und gestiftete Weihnachts-Triptychon.
Dieses kunsthandwerkliche Holzrelief wird nur zur Weihnachtszeit geöffnet;
es zeigt die Geburtsszene mit den anbetenden Hirten und den drei Weisen
aus dem Morgenland.
Weihnachts-Triptychon
Anfang der 1980er-Jahre zeigte sich, dass die alten Emporenbilder,
Epitaphe, Pastorenbilder sowie das große Altarbild restauriert werden
müssten. So hat dann die Werkstatt Renate Kant in den Jahren 1985-87
die Ölgemälde an den Emporen und am Lehrerboden, das Gemälde
,,Die Versöhnung" von J. G. Stuhr neben der Orgel sowie das
Altargemälde mit Predella konserviert und restauriert.
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